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Tage des Lichts in Südfrankreich

Von ralf wendling

Tage des Lichts I.
Ein Reisebericht von Ralf Wendling
Ausflüge in die Umgebung von Les Juliannes
St.Affrique und die Roquefortberge

Die Sonne lässt sich heute morgen, es ist der 22.11.11, nur erahnen. Ein Spätfrühlingstag Mitte November. Der milchig-helle Morgennebel verbirgt die Szenerie der Ruhe und Gelassenheit in den Monts-de-Lacaune.
Ich spüre das Licht. Heute mach´ ich einen Ausflug ins benachbarte Departement Aveyron, Richtung St. Affrique und zu den Roquefortbergen.
Ein geologisch-fotografischer Streifzug. Über die Höhenstrasse D999 geht´s nach St.Sernin im Rance-Tal. Und weiter, weg aus dem grauen Schiefereinerlei mit den hellen Quarzbändern ins terra-oxidrot der Sandsteine des Aveyron. Die Regionen lassen sich wirklich nach der Farbgebung der Gesteine unterscheiden, scheint mir. Die kleinen Weiler, erbaut aus eben diesen regionalen Materialien, abseits der Strasse und teils verdeckt von mächtigen Baumfamilien, Stechpalmen und hohen Tujas sowie Buchsbaumalleen, liegen schon im Winterschlaf.
Das schimmernde Hellgrün der immer noch oder schon wieder erwachenden Pflanzenwelt, welches sich, zusammen mit dem effektheischenden Blau des nun erwachenden Tages aus den Morgenschleiern herausschält, lässt wirklich kein Novembergefühl aufkommen.
Gemächlich, jeden Hügel, jedes Tälchen beobachtend, fahre ich auf der gut ausgebauten Strasse nach St. Affrique, eine quirlige „Kreisstadt“, so sich die Betriebsamkeit des Südens mit der ungestressten Lebensweise der „Causse“-Bewohner mischt. Hier, an den Kalkbändern der Flüsse Tarn und Sorgues sollen, außer den Fossilien, Ammoniten auch herrliche Quarzgeoden („Kugeln“) mit rosafarbenen Kristallen zu finden sein, herausgewittert in Jahrmillionen aus dem Muttergestein. Die mehrere Meter hohen Kalk-Sedimente, Schicht auf Schicht horizontal „gelagert“ lassen die Tour durch ihre Farbschattierungen von beige-rötlich-ocker-blau/grau zu einem ständigen Spiel der Kontraste werden.
Bereits „zwei Kurven“ später tut sich bereits eine andere Welt auf. Die Kalkinseln des Urmeeres sind jetzt Hügel und Berge und erheben sich wie zerklüftete Spielzeugklötzchen aus der Ebene, die das Thetismeer hinterließ. Sie bilden interessante Lebensräume und Aussichtspunkte und sind durch ihre unterschiedlichen Formenreizvolle Fotomotive. „Roquefort“ – der Blauschimmel-Klassiker. Ein Ort, ein Berg aus Käse. Nur Käse. Schafsherden alle paar Meter. Die Produzenten. Thymian, Pimpinelle, Wacholderbüsche… .
Der Ort liegt auf der Nordseite im Schatten des mächtigen Felsens. Die Kavernen sind kilometerlang im Berg zu finden, meist natürliche Grotten, Gänge, durch Auswaschungen, Auslaugungen im sensiblen Kalkgestein entstanden.
Und da reift der Käse. Und der lässt sich, naturellement, vielfach probieren, erstehen, mitnehmen…
Hinter dem Städtchen eröffnet sich eine Landschaft von wunderbarem Hügelland. Sanft gewellt, mit duftendem Grün, zart-chamois und (tatsächlich) silbergrau-farbene Erhebungen, eine wie ein Zuckerhut, eine Privatbahn schlängelt sich durchs Terrain, Häuser, freundliche Anwesen mit Palmen, Blumen schmiegen sich an die Erhebungen. Aussteigen, loslassen…
Ich fotografiere, schaue mir die geologischen Strukturen und die Flora an.
Jetzt noch ein Abstecher zu den Dolmen, den tonnenschweren Megalithbauten der Urbewohner, zahlreich zu finden bei dem Ort Tiergues. Ob es Gräber waren oder doch mehr Plätze, die vom immerwährenden Leben künden, wer weiß es genau…
Ich streife durch die Wacholderheide. Kleine Aufschlüsse im Gestein lassen teils tiefe Einblicke ins Erdinnere zu. Hier gibt es kleine Grotten, Höhlen, zu eng, um hineinzugehen, doch da reckt sich ein mächtiger Stalaktit von der Decke hinab und verbindet Himmel und Erde.
Weiter fahre ich durch diese freundliche Landschaft, schieße meine Photos und genieße das weiche Licht an diesem wundervollen Herbsttag.
Gut, das mit den Mineralien werde ich wieder versuchen. Die Spürnase…
Auf der Rückfahrt schaue ich mir noch den morbiden Charme von St. Sernin sur Rance an. Die meisten Geschäfte im Ortskern (und es waren viele, davon künden die verwitterten Schilder und die typischen Holzläden) sind geschlossen, der Putz bröckelt und es herrscht eine seltsame Stille. Gleichwohl: Es ist Farbe und Leben im Ort, alte Wohntürme werden liebevoll renoviert.
Gut für den Fotografen. Der Rest Nachmittagssonne, der sich im Talkessel fängt, genügt mir (und meiner Kamera). Das Örtchen reizt mich. Die Lage, die kleinen Gassen, die (meist) alten Leutchen, die erstaunt schauen, jedoch höflich „Bonjour“ wünschen und rücksichtsvoll zur Seite treten, um mir mein Bild zu ermöglichen.
Ein klasse Restaurant gibt es hier, mit Terrasse zum Rance-Tal. Auch eine Boulangerie, die den Namen verdient…
Nun wieder aufgeschwungen, die Serpentinenstrasse hoch, sind wohl 350 Höhenmeter - und oben den Ausblick genießen. Der Abend leuchtet.

22.11.11 Ralf Wendling

Geschrieben 11.12.2011, Geändert 11.12.2011, 2958 x gelesen.

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